Eine Predigt zum selber denken…
Am Samstag, den 4.6. fand am Vorabend der Konfirmation der Annakirche für die Konfirmand*innen und ihre Familie ein Abendmahlsgottesdienst mit Ulrich Holstein-Helmer und Lilli Bornefeld in der JuKi statt. Die Predigt von Lilli Bornefeld wollen wir euch nicht vorenthalten…
„Was ist Kirche? Was ist Glauben? Wer ist Gott? Wo ist Gott? Ist Gott überhaupt? Warum steh ich hier und predige vor euch? Warum sitzt ihr hier? Glaubt ihr an Gott, an Jesus, an die Kirche? Oder vielleicht doch eher an die Pride – Flag, wie sie hier hinter mir hängt? Glaubt ihr doch eher an Frieden und Gerechtigkeit stat t an Kirchenhierachien und ideologisch – religiöse Kriege? Glaubt ihr vielleicht an eine Göttin? Glaubt ihr an euch selbst? Glaubt ihr an andere, an Gemeinschaft? Und glaubt ihr vielleicht, dass all das und Kirche vielleicht doch zusammenpasst? Vor ziemlich genau drei Jahren, am 02.06.2019, wurde ich konfirmiert, genauso wie ihr morgen. Meine Pfarrerin meinte zu mir: „An eure Konfigruppe werde ich mich noch in 20 Jahren erinnern!“ Und mir geht es genauso. Für mich war diese Zeit das erste Mal, dass ich aus m einer immer gleichen Bubble mit den immer gleichen Menschen herausgetreten bin. Ich habe neue Verbindungen aufgebaut und neue Erfahrungen gesammelt , und auch wenn ich zu den meisten Konfis keinen Kontakt mehr habe, hat mich diese Zeit doch sehr geprägt. Un ter anderem bin ich 2019 auch auf meine erste Freizeit gefahren, nach Schweden mit der evangelischen Gemeinde in Kornelimünster, und habe meine ersten Schritte in diese Kirche hier gesetzt, die Juki. Irgendwie kam alles so zusammen, sodass ich es mir heute gar nicht mehr anders vorstellen kann. Durch die drei Gemeinden, in denen ich aktiv war und bin – Haaren, Kornelimünster und hier – habe ich super viele connections aufgebaut; ich kenne Menschen, die Menschen kennen, die wiederum mich auch irgendwoher ken nen. Es hat etwas gedauert bis ich vor allem hier in der Juki meinen Platz gefunden habe. Aber ich habe gemerkt, dass ich hier die Möglichkeit habe, etwas zu verändern und mich auszuprobieren. Ich schreibe z.B gerne – jetzt steh ich hier und trage euch me ine selbstgeschriebene Predigt vor ; ich stand hier auch schon einmal auf einer Poetry Slam Bühne. Ich fotografiere gerne – und bin hier auch für Fotos von Veranstaltungen verantwortlich. Menschen kommen hierhin, um zu spielen,
Musik zu machen oder zu hören , nach der Schule Zeit mit Freund*innen zu verbringen, für bestimmte Veranstaltungen oder für die Andachten jeden ersten Sonntag Monat. Kirche ist, was du draus machst, das ist das Motto. Ein Raum und eine Gemeinschaft, um Kirche so zu leben, wie es für Ju gendliche funktioniert. Und das Motto kann man auch größer fassen: Natürlich baute und baut die Kirche viel Mist, das ist nicht zu verleugnen. Starre, konservative Strukturen, Queer – und Frauenfeindlichkeit, Missbrauchsfälle, usw. In der Vergangenheit unte r anderem das Verhindern von Fortschritt und das Führen von Kriegen. Ich hab keine Ahnung, wie viel Einfluss diese Zeit als Konfis auf euch genommen hat. Ich habe auch erst im Rückblick gemerkt, wie viel sich seitdem in meinem Leben verändert hat. Ich weiß auch nicht so genau, wie es momentan um meinen Glauben steht. Aber in Kirche, und zwar in Kirchen für junge Menschen habe ich eine Gemeinschaft und Anschluss gefunden. Und auch ich sehe die Institution Kirche sehr kritisch. Aber ich bin der Meinung, dass wir Kirche verändern können, dass wir Kirche anders leben können. Denn, um eine obligatorische Jesusreferenz zu ziehen: Jesus wollte keine Kirchen bauen, aber ihm kam es auf die Gemeinschaft und das Miteinander der Menschen an. Genau das ist es, was wir hier umsetzen wollen, und woran ihr mitarbeiten könnt!